Einleitung

Im Vergleich mit anderen Ländern gehört die Schweiz in Sachen Fotografie eher zu den Spätzündern. Mangels eigener Institutionen orientierte man sich zunächst an den Nachbarländern. Beflügelt wurde die Szene anfänglich auch vom Tourismus und – wie praktisch überall auf der Welt – durch das Aufkommen von illustrierten Zeitschriften und das Erstarken der Werbewirtschaft.

Schweizer Fotografie

Von einer typisch schweizerischen Fotografie kann nicht die Rede sein. Vielen bekannten Schweizer Fotografen ist jedoch gemeinsam, dass sie ihre Karriere im Ausland gemacht haben. Als typisch schweizerisch könnte man den Fokus des Schweizer Kameramuseum in Vevey betrachten, das einen wissenschaftlichen Blick auf das mechanische Element in der Fotografie richtet und Apparaturen und Techniken ausleuchtet.
Kameramuseum

Fotografie und Tourismus

Zu den zentralen Bildmotiven der Schweiz zählen die Panoramafotografien der Alpen. In der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums sind einzigartige Bilddokumente ausgestellt. Darunter die grossen Innovations-Momente in der Panoramafotografie um Adolphe Braun, Emil Ganz und Emil Schulthess, bis zur digitalen Revolution des Walliser Alpinisten und Informatikers Matthias Taugwalder. Letzterer fügte in einer früheren Ausstellung im Stitchingverfahren seine Bilder in einem spektakulären, begehbaren Panorama zu atemberaubenden Rundumsichten zusammen. Jean Gabrell veröffentlichte 1927 Gaberells Schweizer Bilder. Erster Band. Der Fotograf war pausenlos in der Schweiz unterwegs, oft in den Bergen. Dadurch etablierte er sich als Spezialist für Bergfotografie. Seine Ansichten vertrieb er auch als Postkarten sehr erfolgreich. Schweizer Landesmuseum

Fotografie als Kunst

Als Kunstform konnte sich die Fotografie in der Schweiz eher spät etablieren, die ersten Galerien entstanden in den 1980er Jahren. Auf Grund fehlender Institutionen mussten Fotografen irgendwie ihren Unterhalt verdienen, in der Regel war Kunst, wenn überhaupt, ein Hobby. Gelegenheiten, um Fotografie und Broterwerb zu vereinen, boten sich vermehrt ab den 20er Jahren im Dienst der Werbewirtschaft und ab den 30er Jahren im Auftrag von illustrierten Zeitschriften.

Sachfotografie

Seit den 20er Jahren herrschte vor allem in der Werbebranche Bedarf nach der perfekten Abbildung von Gegenständen: sachliche Produktaufnahmen, die neutral und ohne Kontext auskamen. Die Sachfotografie war im Präzisionsland Schweiz sogar ein wenig im Heimvorteil. Einen Höhepunkt erreichte die Sachfotografie denn auch mit dem Aufblühen des Swiss Style, eines wegweisenden Grafik-Design-Stils, der in den 1950er Jahren in der Schweiz entwickelt wurde und Kriterien wie Sauberkeit, Lesbarkeit und Objektivität in den Vordergrund stellte. Ein Stil der in der Regel lieber Fotos statt Zeichnungen einsetzte. Bekannte Vertreter der Schweizer Sachfotografie sind u.a. Hans Finsler, Werner Bischof, René Burri oder Herbert Matter.

Fotojournalismus

Als die Auflagen der illustrierten Presse in den 1920er Jahren rasant nach oben schnellten und immer neue Bilderzeitungen und illustrierte Magazine gegründet wurden, rückte der Pressefotograf vom Rand des Zeitungsgewerbes stärker in die Mitte. Ende der 1920er Jahre begannen sich, ausgehend von der Pressemetropole Berlin, modern gestaltete Fotoreportagen durchzusetzen, die ein Thema in durchgehenden Bilderzählungen präsentierten. Auf einmal waren Fotografen nicht mehr nur Bildzulieferer, sondern Bilderzähler. Entsprechend wurden sie häufig gleichberechtigt mit den Textautoren zu Beginn der Reportagen genannt. Zu den bekannten Schweizer Pressefotografen zählen u.a. Walter Bosshard, Hans Staub, Gotthard Schuh, Jakob Tuggener, Paul Senn oder Theo Frey.

Subjektive Fotografie

Von Deutschland schwappte die Subjektive Fotografie in den 50er Jahren auch auf die Schweiz über. Sie verstand sich ausdrücklich als künstlerische Fotografie. Hauptinteresse war vor allem Experimentelle Fotografie. Die Subjektive Fotografie wollte und will nicht die objektive Wirklichkeit einer Situation wiedergeben, sondern nur deren bildhafte Deutung. Zu sehen sind dabei vielfach Schwarz-Weiss-Aufnahmen, abstrakte Formen, graphische Strukturen, Linien von Licht und Schatten. Weitere Merkmale sind kontrastreiche Abzüge, radikale Ausschnitte, surreal wirkende Situationen, aber auch Negativabzüge oder Solarisationen. Zu den bekannten Vertretern der subjektiven Fotografie in der Schweiz zählen u.a. Robert Frank, Henriette Grindat und Kurt Blum.

Fotografie erleben

Fotomuseum Winterthur

Seit der Gründung des Fotomuseum Winterthur 1993 wurde das Sammeln von zeitgenössischer Fotografie als ein wichtiger Aspekt der Museumsaktivitäten festgeschrieben. Durch Ankäufe sowie durch Schenkungen und Dauerleihgaben von privaten Förderern und von Stiftungen konnten bisher rund 4'000 Fotografien in die Sammlung eingehen. Seit 2003 werden jedes Jahr Teile des Bestandes in kuratierten Sammlungspräsentationen vorgestellt, jeweils begleitet von Sammlungsbroschüren (Set 1, 2, 3, 4 …). Im Museum finden sich Fotografien diverser zeitgenössischer Künstler wie Lewis Baltz, Hans Danuser, William Eggleston, Hans-Peter Feldmann, David Goldblatt, Nan Goldin, Roni Horn, Loretta Lux, Urs Lüthi, Boris Mikhailov, Arnold Odermatt, Gilles Peress, Pipilotti Rist, Annelies Štrba und vieler anderer. Die Sammlung ist online über die Website des Fotomuseums Winterthur einsehbar.

Das Fotomuseum Winterthur ist einerseits eine Kunsthalle für Fotografie von zeitgenössischen Fotografen und Künstlern (mit Ausstellungen von Lewis Baltz, William Eggleston, Nan Goldin, Andreas Gursky, Roni Horn, Boris Mikhailov u.v.a.). Das Fotomuseum Winterthur ist andererseits auch ein klassisches Museum für die Meister des 19. und 20. Jahrhunderts (mit Ausstellungen von Eugène Atget, Karl Blossfeldt, Bill Brandt, Dorothea Lange, Lisette Model, Albert Renger-Patzsch, August Sander, Charles Sheeler, Edward Weston, Weegee u.a.). Und schliesslich ist es ein kulturhistorisches, soziologisches Museum für angewandte Fotografie aus der Industrie, Architektur, Mode usw. (mit Ausstellungen zur Polizeifotografie, Industriefotografie, Dammbaufotografie, Medizinfotografie, Dingfotografie u.a.). Diese drei Ausrichtungen prägen das Ausstellungsprogramm und die begleitenden Publikationen und Veranstaltungen.
Fotomuseum

Fotostiftung Schweiz

Die Fotostiftung Schweiz (offiziell Schweizerische Stiftung für die Photographie) in Winterthur wurde 1971 gegründet und setzt sich für die Erhaltung, Erschliessung und Vermittlung von fotografischen Werken ein. Sie unterhält eine Sammlung, die bis heute über 50 Nachlässe und rund 50'000 Originalabzüge umfasst. Sie organisiert jährlich drei bis vier Ausstellungen in ihren eigenen Räumen in Winterthur, gibt Publikationen zur Fotografiegeschichte der Schweiz heraus und kauft aktuelle Fotografien an. Die Sammlung der Stiftung wird ergänzt durch Dauerleihgaben der Eidgenossenschaft sowie die international ausgerichtete Sammlung der Freunde der Fotostiftung Schweiz. Die Fotostiftung Schweiz führt gemeinsam mit dem Fotomuseum Winterthur eine öffentliche Fachbibliothek zum Thema Fotografie.
Fotostiftung

Musée de l'Elysée

Das Musée de l'Elysée ist ein Museum für Fotografie in Lausanne, Schweiz. Auf den vier Etagen des Hauses befinden sich heute acht verschiedene Ausstellungsflächen, in denen sowohl feste Dauerausstellungen, wie auch wechselnde Themenausstellungen gezeigt werden. Im Besitz des Musée de l’Elysée befinden sich über 100’000 Original-Fotografien aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter Aufnahmen von Francis Frith, Robert Capa, John Phillips, Marco Giacomelli und eine einzigartige Sammlung der ersten Farbaufnahmen von Gabriel Lippmann. Ein Schwerpunkt gilt auch der Präsentation von Schweizer Fotografen, wie Nicolas Bouvier, Adolphe Braun, Ella Maillart oder Hans Steiner.
Musée de l'Elysée

Photo

Die photo ist die grösste Werkschau für Schweizer Fotografie. Jährlich zeigen über 125 nationale und vereinzelte internationale Fotografen aktuelle Arbeiten. In fünf Industriehallen auf dem Maag Areal in Zürich mit über 3500m2 Ausstellungsfläche. Die photo verschafft Jahr für Jahr einen repräsentativ aktuellen Überblick über das fotografische Schaffen der Schweiz.

Weiterführende Links