Einleitung

Die Schreibmaschine Hermes Baby, der Sparschäler oder die Schweizer Bahnhofuhr – Schweizer Design hat Tradition, gutes Design gehört zum Lifestyle. Entsprechend bringt das Land immer wieder ausgezeichnete Designer hervor, die auf ein Publikum treffen, das sich gern mit gutem Design umgibt.

Schweizer Architekten als Designer

Le Corbusier gilt als einer der einflussreichsten Architekten, Designer und Designtheoretiker des 20. Jahrhunderts. 1887 wurde er in La Chaux-de-Fonds als Charles-Edouard Jeanneret geboren. Er studierte Architektur und zog nach Paris, wo er u.a. den Industriedesigner Peter Behrens kennen lernte. Zu seinem Konzept des Hauses als „Wohnmaschine“ gehörten auch funktionale Möbel, ein „équipement de l‘habitation“. Dafür entwarf er zusammen mit seinem Vetter Pierre Jeanneret und Charlotte Perriand ein System von Stahlrohrmöbeln, u.a. den Stuhl Basculant No. B301 (ca. 1928), die Chaiselongue No. B306 (1928) sowie der Klubsessel Grand Confort No. LC2 (1928). Dieses moderne Design vermittelte eine neue ästhetische Nüchternheit und war der Inbegriff des International Style.
Ebenfalls als Architekt und Designer bekannt ist Mario Botta, 1943 im Tessin geboren. 1965 arbeitete er im Pariser Büro von Le Corbusier und wandte sich erst in den 1980er Jahren dem Möbeldesign zu. Der von ihm entworfene Stuhl Seconda (1982) und der Lehnstuhl Quinta (1986) sind typische Beispiele des kurzlebigen Matt-Black-Stils. Seine Stehlampe Soguna Terra von 1985 gilt als Beispiel der komplexeren und sachlicheren Seite der Postmoderne.

Max Bill und der Swiss Style

Anhänger der Kunstschule Bauhaus sind in der Schweiz zur Stelle, als das traditionelle Handwerk und Kunstgewerbe durch die wachsende industrielle Produktion konkurrenziert und verdrängt wird. Max Bill (1908-1994), Architekt, aber auch Maler, Grafiker und Bildhauer, übt einen grossen Einfluss auf die Gestalter der Schweiz aus. Nach dem zweiten Weltkrieg leitet er die wichtigste Designinstitution, die Hochschule für Gestaltung in Ulm, und ist selbst auch als Designer tätig. Zu seinen berühmtesten Werken gehört der Ulmer Hocker. Dieser kann als Tablett, als Hocker oder auch als Teil eines Regals verwendet werden. Der Ulmer Hocker wird heute noch nach den Plänen von Max Bill hergestellt. Eine andere bekannte Designarbeit sind die betont schlichten Zifferblätter für Junghans-Wand- und Armbanduhren, die als Reedition wieder erhältlich sind. Zürich ehrt ihn heute mit dem Max-Bill-Platz. Unter Bills Einfluss stehen auch die Schweizer Typografen. In den 1950er Jahren bildet sich unter ihnen eine neue Auffassung von Typografie aus. Sie ist stark vom Bauhaus sowie dem zeitgenössischen Industriedesign geprägt und führte zur Ausbildung eines eigenen Stils, des „Swiss Styles”. Ein herausragendes Beispiel ist die Schrift Helvetica, die 1956 Max Miedinger und Eduard Hoffmann in Münchenstein bei Basel entwickelten. Sie wird zum 50sten Geburtstag im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Weitere bekannte Typografen sind Adrian Frutiger, der die Schrift Univers entwickelt hat, Karl Gerstner und Walter Haettenschweiler. Die sachlich-schmucklose Gestaltungsweise der Schweizer setzt sich in der zeitgenössischen Grafik fort. Das Schaffen der Schweizer Gebrauchsgrafiker ist in der Swiss Graphic Design Foundation dokumentiert.
Swiss Graphic Design Foundation

Weitere bekannte Designer

Zu den bekannten Namen gehört Hannes Wettstein (1958-2008). Der Schweizer Industriedesigner kreiert mit „Metro“ die erste Leuchte am Drahtsteil (1982). Bekannt machen ihn vor allem seine Möbelkreationen: Etwa der Stapelstuhl Juliette, das Sofa Globe, oder die Kollektion tototo für Maxdesign. Daneben gestaltet er Alltagsprodukte und Interieurs für zahlreiche Sendungen des Schweizer Fernsehens. Weitere Designklassiker stammen von Kurt Thut, u.a. ein Scherenbett oder ein faltbarer, federleichter Schrank. Ein Star unter den Schweizer Designern ist Alberto Häberli (1964). Er designt Möbel, Gebrauchsgegenstände und Interieurs. Häberli führt ein eigenes Atelier und arbeitet daneben für renommierte internationale Hersteller wie Alias, De Sede, Driade, Georg Jensen, Iittala, Luceplan oder Zanotta. Seine Kreationen sind stets filigran und zeugen von einem effizienten Umgang mit Materialien. 2008 widmete das Züricher Museum für Gestaltung seinem berühmten Schüler eine Retrospektive. Neuerdings kuriert Häberli das Atelier Pfister. Unter dieser Marke verkauft das Möbelhaus Pfister Möbel und Objekte von jungen Designer/innen. Die Kollektion bringt Zeitgeist, grundsolides Handwerk und zeitbeständiges Design zusammen, z.B. von Atelier Oi, Claudia Caviezel oder This Weber. Weitere bekannte Namen sind Big Game, das Produktedesign- und Innenarchitekturstudio sowie d'Esposito & Gaillard in Lausanne, Moritz Schmid in Zürich und der Industrial Designer Nicolas Le Moigne in Cheseaux bei Lausanne.

Freitag-Brüder – der alltägliche Designklassiker

Die Grafikdesigner und Brüder Markus und Daniel Freitag waren 1993 auf der Suche nach einer Kuriertasche. Sie wollten für ihre Entwürfe eine belastbare, funktionelle und wasserabweisende Tasche. Der Schwerverkehr direkt vor ihrer Zürcher Wohnung inspirierte die beiden zum Schneidern einer Kuriertasche aus einer alten Lastwagenplane. Weitere Materialien die sie für den Tragegurt bzw. Einfassung verwendeten waren eine gebrauchte Autogurte und ein alter Fahrradschlauch. So entstand ohne Absicht aus dem eigenen Drang ein Unternehmen, das heute mehr als 130 Leute beschäftigt. Neben der Original-Messenger Tasche, die mittlerweile im Museum of Modern Art in New York oder im Museum für Gestaltung Zürich bestaunt werden kann, gibt es mittlerweile verschiedene Damen- und Herrentaschen von Freitag. Alle Produkte werden rund um die Welt in über 450 Läden, online und in eigenen Freitag-Stores in Berlin, Davos, Hamburg, Köln, Wien, New York, Tokyo, Zürich und Lausanne verkauft. Bis heute entwerfen die beiden Brüder ihre Modelle selbst.

Vitra – Schmelztigel für Designstühle

In Weil am Rhein gründete Willy Fehlbaum 1950 die Möbelfirma Vitra. Sein Sohn Rolf übernahm 1977 die Firmenleitung und liess von berühmten Architekten wie Frank O. Gehry und anderen die Fabrik neu gestalten bzw. erweitern. Fehlmann sammelte klassische Stühle der Nachkriegszeit und erweiterte diese Sammlung um weitere Stücke aus der Zeit zwischen 1880 und 1945. Diese bilden die Grundlage der Sammlung, die heute im Vitra Design Museum in Weil am Rhein ausgestellt ist.

Weiterführende Links


Museum für Gestaltung, Designsammlung
Mudac Lausanne
Vitra Design Museum
Gewerbemuseum Winterthur