Der Mythen-Mensch. Gipfelstürmer Armin Schelbert.
Einleitung
Seit 20 Jahren wandert Armin Schelbert im Sommer mehrmals täglich auf seinen Lieblingsberg, den Grossen Mythen. In seinem Leben hat er ihn schon mehr als 5000 Mal bestiegen – so oft wie kein anderer. Langweilig? Für Armin Schelbert keineswegs. Immer wieder fasziniert ihn der Berg, die Natur und der grandiose Rundblick auf 1898 Meter. Und natürlich der magische Sonnenaufgang zuoberst auf dem Gipfel.
Grosser Mythen.
Der Grosse Mythen liegt im Herzen der Schweiz, zwischen Schwyz und Einsiedeln. Zusammen mit dem Kleinen Mythen und dem Haggenspitz bildet er das Mythen-Bergmassiv.
Im Herzen der Schweiz
Armin Schelbert ...
... ist pensionierter Baustellenleiter und ein «Bergler» durch und durch: braun gebrannt, schneeweisses Haar und ein gepflegter Bart. Aufgewachsen ist der 74-jährige in Schindellegi – in der Nähe des Grossen Mythen. Heute wohnt er unter der Woche am Fusse des Gipfels und kann so täglich seiner Leidenschaft nachgehen.
Wie das Mythenfieber begann.
Als Jugendlicher ist er mit seinen Freunden ab und zu mit dem Fahrrad von Schindellegi aus in die Mythenregion gefahren und von dort auf unterschiedliche Gipfel gewandert. Die Liebe zum Grossen Mythen entstand erst über die Jahre. Massgeblich dazu beigetragen hat ein Kollege von ihm im Jahr 1999. Dieser war damals Koch in Einsiedeln und erklomm jeweils in der Zimmerstunde den Berg – und machte Armin diesen Gipfel als Ziel ebenfalls schmackhaft. Seither wandert Armin mehrmals am Tag auf den Grossen Mythen und zählt seine Besteigungen.
46 Kurven Wandergenuss.
Am Morgen früh, wenn es noch dunkel ist, wandert Armin mit einer Stirnlampe und Wanderstöcken ausgerüstet auf den Grossen Mythen. Der knapp 3 Kilometer lange Mythenweg führt von der Holzegg in 46 Kurven hinauf zum Gipfel. Dabei gilt es 500 Höhenmeter zu überwinden. Armin braucht dafür nur rund 40 Minuten, während normale Wanderer gut 1 Stunde 20 Minuten benötigen. Die Kurven haben Armin und die Freunde vom Mythenverein nummeriert, damit Berggänger im Notfall ihren Standort melden können. Gerade Zahlen für Linkskurven, ungerade für Rechtskurven.
Der Berg ist nicht schwierig, man muss ihn einfach achten.
Der Tag erwacht.
Die Wanderung am frühen Morgen mag Armin besonders gerne: Einerseits kann er ungestört sein Tempo gehen, andererseits erlebt er den Berg und die Natur, die langsam erwacht, besonders intensiv. Oft begegnet er beim Aufstieg Gemsen. Die sind hier häufig anzutreffen, da der Grosse Mythen ein Jagdbanngebiet ist und die Tiere geschützt sind. Wenn er dann das erste Mal auf dem Gipfel steht, hilft er dem Hüttenwart Frank bei den Vorbereitungen. Allmählich weicht die Dunkelheit und es treffen weitere Berggänger auf dem Gipfel ein. Die Stirnlampe brauchen sie nicht mehr – die aufgehende Sonne übernimmt.
Magischer Sonnenaufgang.
Es ist ein eindrückliches Naturschauspiel, wenn die Sonne langsam über den Ostschweizer Berggipfeln aufsteigt und den Himmel orange-rot leuchten lässt. «Jeden Tag ist der Sonnenaufgang anders, und wenn es keinen Nebel hat, ist das der absolute Traum», erzählt Armin voller Begeisterung. Da der Grosse Mythen in den Voralpen und ganz alleine steht, geniesst man einen grandiosen Rundblick über die Alpen, zum Vierwaldstättersee und zu den Dörfern und Städten. Diese Aussicht und der magische Sonnenaufgang lassen das frühe Aufstehen und die Anstrengungen schnell vergessen – und was bleibt, ist ein tiefes Glücksgefühl!
Es ist der absolute Traum hier oben.
Mythen-Freund und -Helfer.
Während die Wanderer genüsslich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen geniessen, hilft Mythen Freund Armin im Service. Er und die Hüttencrew verstehen sich gut und sind ein eingespieltes Team. Das Gipfelrestaurant ist täglich jeweils von Mai bis Oktober von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet. «Oder immer, wenn die Schweizerfahne aufgezogen ist», erklärt Armin. Der Grosse Mythen ist ein beliebtes Wanderziel und so gibt es einiges zu tun am Berg. Der Verein der Mythenfreunden nimmt sich diesen Aufgaben an und ist für den Unterhalt des Gipfelrestaurants und des Mythenwegs zuständig.
Mythen-Pöstler.
Zum perfekten Gipfelglück gehört ein legendärer Mythen-Nuss- oder Mandelgipfel. Bis zu 12 000 Stück verkaufen sie pro Saison. Früher half Armin beim Hochtragen dieser begehrten Gipfel, damals waren es aber deutlich weniger. Heute werden die grossen Lieferungen per Helikopter hochgeflogen. Kleinigkeiten aber trägt Armin heute noch gerne hoch – und auch runter. So zum Beispiel die Post der Hüttencrew hoch und die bunten Ansichtskarten, die Gäste aus aller Welt vom Gipfel aus verschicken, runter.
Eintrag ins Gipfelbuch.
Bevor Armin sich an den Abstieg macht, zückt er das Gipfelbuch und trägt die heutige Besteigung ein. Es ist Armins 298. Aufstieg in der Saison. Mindestens zwei Mal wird er heute noch auf- und absteigen – die runde Zahl 300 lockt! Bis jetzt hat er mit seinen über 5000 Mythen-Besteigungen schon mehr als 2,5 Millionen Höhenmeter zurückgelegt und ein paar dürften noch folgen – denn er liebt diesen Berg!
Ich liebe diesen Berg. Ja, diesen Berg muss man einfach lieben.
- 2400 Wandermeter sind es bis zum Gipfel.
- 500 Höhenmeter gilt es zu überwinden.
- ca. 1 Stunde 20 Minuten dauert die Wanderung von der Holzegg auf den Grossen Mythen.