Die Zürcher Galerienmeile. Auf Kunst- und Galerienbummel rund um das Kunsthaus Zürich.
Einleitung
Im Kunsthaus Zürich bricht ein neues Zeitalter an: Mit dem Erweiterungsbau des Architekten David Chipperfield wird das renommierte Haus zum grössten Kunstmuseum der Schweiz. Und wie ein kultureller Magnet zieht das Kunsthaus eine Vielfalt von Galerien und Kreativen an, die sich rund um das Museum niederlassen. Ein Augenschein vor Ort mit Charlotte von Stotzingen, Direktorin des Zurich Art Weekend.
Zürich
Zürich hat einfach alles: Zu den rund 60 Museen und mehr als 100 Galerien kommen ein See mit zig Badegelegenheiten, ein dichtes kulturelles Angebot für neugierige Stadtentdecker und rund 2000 Restaurants. Zürichs Quartiere sind mal hip, mal multikulti, mal industriell, mal historisch – auf alle Fälle so, dass man sie alle entdecken möchte.
Zürich ist eine lebendige Kunst- und Kulturstadt.
Weltweit führende Institutionen wie das Kunsthaus Zürich stehen im Dialog mit einer vielfältigen Galerienszene, die neben international etablierten Playern auch viele junge und innovative Galerien umfasst. Abgerundet wird das Angebot durch eine faszinierende und lebendige Underground-Szene mit ihren kreativen Off Spaces. In dieser Dichte und Vielfalt gibt es das – gemessen an der Grösse der Stadt – wohl kaum in einer anderen europäischen Metropole.
Ganz besonders gilt das für die Gegend um den Heimplatz, Standort des Kunsthaus Zürich. So wurde hier bereits vor über 100 Jahren die Weltgeschichte der Kunst mitgeschrieben, als nur einen Steinwurf entfernt die Künstlergruppe um Hugo Ball und Hans Arp das Cabaret Voltaire im Herzen des Niederdorfs gründete. Das Haus gilt als Geburtsort der Kunstbewegung Dada, die von Zürich die ganze Welt eroberte. Und bis zum heutigen Tag hat das Kunsthaus Zürich nichts von seiner Strahlkraft eingebüsst – denn rund um den Heimplatz herrscht wieder Aufbruchstimmung.
Am Puls der Zürcher Kunst. Charlotte von Stotzingen, Direktorin Zurich Art Weekend.
Charlotte von Stotzingen ist mit den Trends und Entwicklungen in der Zürcher Kunstwelt bestens vertraut. Als Direktorin des Zurich Art Weekend bietet sie der Kunstszene der grössten Schweizer Stadt jedes Jahr eine internationale Plattform. Während drei Tagen öffnen private und öffentliche Kunstinstitutionen, bedeutende Galerien und angesagte Off-Spaces gemeinsam ihre Türen.
Zurich Art Weekend
Immer eine Woche bevor die Art Basel ihre Tore öffnet, wird Zürich am Zurich Art Weekend ein Wochenende lang zum Hotspot der internationalen Kunst. Neben den führenden privaten und öffentlichen Institutionen beteiligen sich auch fast alle Galerien und Projekträume, um ihr Schaffen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Abgerundet wird das Programm durch ein vielfältiges Rahmenprogramm, bestehend aus Artist Talks, Kunstspaziergängen und speziellen Führungen, sowie Symposien und Podiumsdiskussionen.
Am Zurich Art Weekend empfangen führende Institutionen, Galerien und Off-Spaces alle Besucherinnen und Besucher drei Tage lang zu einem vielfältigen Programm.
Dynamische Galerienstadt. Immer mehr Galerien suchen wieder die Nähe des Kunsthaus Zürich.
Auch Charlotte von Stotzingen stellt fest: Lange Zeit galt die Trendmeile Zürich-West mit ihrer industriellen Vergangenheit als Hotspot der Kunst-Szene. Doch immer mehr Galerien suchen wieder die Nähe der Altstadt und des Kunsthaus Zürich. Mehrere Neueröffnungen der letzten Zeit sind Zeuge davon: da wäre zum Beispiel die Galerie Presenhuber, die seit Anfang 2020 einen Standort in der Nähe des Museums betreibt. Das gleiche gilt für den Zürcher Ableger der renommierten Galerie Lévy-Gorvy with Rumbler. Auch Hauser & Wirth ist seit Kurzem an der Rämistrasse mit zwei Filialen vertreten – einem Bookshop und einem Ausstellungsraum.
Die Gegend um das Kunsthaus Zürich ist mit den Eröffnungen von vielen etablierten, aber auch jungen und innovativen Galerien wieder sehr dynamisch geworden.
Doch es gibt neben den vielen Newcomern auch Galeristen, die ihre Zelte schon lange beim Kunsthaus Zürich aufgeschlagen haben. Einer von ihnen ist Victor Gisler, Gründer der Galerie Mai 36. Seit 1996 befindet sich Gislers Galerie an der Rämistrasse, nur wenige Gehminuten vom Kunsthaus entfernt. Mai 36 zählt heute zu den wichtigsten Galerien der Schweiz. Victor Gisler war 12 Jahre lang Mitglied des Art Basel Komitees und zudem auch Gründungsmitglied des Zurich Art Weekend im Jahr 2018.
Pioniergalerie an der Rämistrasse.
Mai 36 ist auf zeitgenössische Kunst spezialisiert und repräsentiert neben international renommierten Kunstschaffenden auch aufstrebende Talente. Zum Programm gehören Künstlerinnen und Künstler, mit denen die Galerie schon seit den späten 80er Jahren zusammenarbeitet, wie John Baldessari, Stephan Balkenhol, Pia Fries, Matt Mullican, Thomas Ruff, Christoph Rütimann und Lawrence Weiner. Mai 36 arbeitet ebenfalls eng mit den Nachlassen von General Idea, Luigi Ghirri, Robert Mapplethorpe, Paul Thek und Rémy Zaugg zusammen. Die Galerie ist bekannt für ihre langjährige und beständige Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern, die sie vertritt.
Hier an der Rämistrasse, wo ich mit meiner Galerie schon seit Langem bin, wird in Zukunft die Schweizer Galerienmeile sein.
Mehr Platz für die Kunst. Das Kunsthaus Zürich wird zum grössten Kunstmuseum der Schweiz.
Es herrscht also zweifellos Aufbruchstimmung rund um das Kunsthaus Zürich. Und dies mit gutem Grund: Im Herbst 2021 wird beim Kunsthaus der Erweiterungsbau des britischen Architekten David Chipperfield eröffnet. Damit wird das Kunsthaus Zürich zum grössten Kunstmuseum der Schweiz. Das quaderförmige Bauwerk bildet zusammen mit dem bestehenden Gebäude ein imposantes Ensemble und bietet zusätzlichen Ausstellungsraum für die hochkarätige Sammlung des Kunsthaus.
Das Kunsthaus Zürich verfügt über eine der grössten Kunstsammlungen der Schweiz. Es ist bekannt für seine permanente Sammlungspräsentation als auch international beachtete Wechselausstellungen. Neben alten Meistern findet man bedeutende Bilder von Picasso, Monet und Chagall sowie von zahlreichen zeitgenössischen Schweizer Künstlern wie Fischli/Weiss oder Sylvie Fleury. Im Kunsthaus befindet sich zudem auch die umfangreichste Werksammlung des berühmten Schweizer Künstlers Alberto Giacometti, der vor allem für seine Plastiken bekannt ist.
Giacometti war ein Künstler, der in seiner gesamten Karriere danach strebte, zurück zur materiellen Essenz der Dinge zu finden.
Kunst gibt es auch ausserhalb des Museums zu bestaunen: Seit 1949 hat das Höllentor von Auguste Rodin seinen festen Platz vor dem Eingang. Die acht Tonnen schwere Bronzeskulptur zeigt eine Vision des Jenseits, inspiriert durch Dantes Inferno der «Divina Commedia». Ergänzt wird diese Skulptur seit Kurzem durch ein zeitgenössisches Werk, das erst bei Einbruch der Dunkelheit seine Wirkung so richtig entfaltet: Die Licht- und Videoinstallation «Tastende Lichter» der Schweizer Multimedia-Künstlerin Pipilotti Rist, die in den Abendstunden farbige Lichtpunkte auf die umliegenden Gebäude und Flächen projiziert.
Doch wenn abends die Lichter von Pipilotti Rists Installation angehen und die Galerien und Museen ihre Türen absperren, dann erwacht eine andere Kulturinstitution gleich neben dem Kunsthaus erst so richtig zum Leben: Das Schauspielhaus Zürich.
Auf der anderen Strassenseite gibt’s Theater. Foyer des Schauspielhaus Zürich.
Das Schauspielhaus Zürich am Heimplatz gilt als eine der renommiertesten Theaterbühnen im deutschsprachigen Raum. 1901 im Haus «Pfauen» eröffnet, begeistert das Schauspielhaus Zürich seither mit kritischen und politisch relevanten Stücken. Einige der wichtigsten Stücke von Bertolt Brecht feierten hier Weltpremiere und zahlreiche Dramen der Schweizer Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt wurden im «Pfauen» uraufgeführt. Seit dem Jahr 2000 werden auch die Bühnen im rund drei Kilometer entfernten Schiffbau vom Zürcher Schauspielhaus bespielt. In der Spielzeit 2019/2020 haben Benjamin von Blomberg und Nicolas Steman die Intendanz des Schauspielhauses übernommen. Auch für internationale Gäste ist das Schauspielhaus eine spannende Adresse: Alle Vorstellungen sind auf Englisch übertitelt.